Der Goldpreis musste nach seinem Monats-Hoch von 2.670 US-Dollar, das am Mittwoch erreicht wurde, einen Rücksetzer hinnehmen. Anleger zeigen sich nach enttäuschenden Inflationsdaten aus China und den restriktiven Tönen der US-Notenbank (Fed) vorsichtig. Alle Augen richten sich jetzt auf die bevorstehenden Reden mehrerer Fed-Vertreter, die in einem durch einen Feiertag ausgedünnten US-Marktumfeld zusätzliche Impulse geben könnten.

China schwächelt: Inflationsdaten belasten den Markt

Die Inflationszahlen aus China haben die Sorgen um die Nachfrage in der weltgrößten Volkswirtschaft verstärkt. Im Dezember lag die jährliche Inflationsrate bei nur 0,1 % nach 0,2 % im November. Der Erzeugerpreisindex (PPI) ging um 2,3 % zurück – ein leicht geringerer Rückgang als im November, aber trotzdem ein weiteres Signal schwacher wirtschaftlicher Dynamik.

Das bedeutet vor allem eins: Die heimische Nachfrage in China bleibt schwach, trotz zahlreicher Konjunkturmaßnahmen der Regierung. Das trifft den Goldmarkt empfindlich, denn China ist der weltweit größte Käufer von Gold. Eine schwächere Nachfrage dort sorgt schnell für Gegenwind.

Doch nicht nur China bereitet Goldkäufern Kopfzerbrechen. Der US-Dollar legte zuletzt deutlich zu, angetrieben von einer Reihe starker Konjunkturdaten. Besonders die JOLTS-Zahlen zu offenen Stellen, die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sowie die Einkaufsmanagerindizes (PMI) fielen besser aus als erwartet. Diese Daten stützen das Szenario, dass die Fed in diesem Jahr deutlich vorsichtiger bei Zinssenkungen agieren könnte.

Das am Mittwoch veröffentlichte Protokoll der Fed-Sitzung im Dezember bestätigte diesen Eindruck. Zwar fiel der ADP-Beschäftigungsbericht schwächer aus als erwartet, dennoch zeigten sich die Währungshüter weiterhin besorgt über die Inflation und mögliche wirtschaftspolitische Risiken unter der neuen Trump-Regierung. Die vorsichtigen Signale der Fed bremsten die Erholung des Goldpreises und führten nach zwei Tagen mit Gewinnen zu einem Rücksetzer.

Ein entscheidender Impuls könnte jetzt von den anstehenden Reden wichtiger Fed-Vertreter ausgehen. Besonders die Aussagen von Richmond-Fed-Präsident Tom Barkin, Kansas-Fed-Präsident Jeffery Schmid und Fed-Gouverneurin Michelle Bowman dürften aufschlussreich sein, wenn es um die Einschätzung der Zinspolitik für 2024 geht.

Hinzu kommt, dass der Markt auf mögliche Pläne des neuen US-Präsidenten Donald Trump blickt. Laut einem Bericht von CNN denkt Trump darüber nach, den "International Economic Emergency Powers Act" (IEEPA) zu nutzen, um ein neues Zollprogramm im Rahmen eines nationalen Wirtschaftsausnahmezustands durchzusetzen. Bereits diese Meldung führte zu einem stärkeren US-Dollar, obwohl die ADP-Daten zur privaten Beschäftigung mit nur 122.000 neuen Stellen im Dezember unter den Erwartungen von 140.000 Stellen lagen.

Technischer Ausblick: Wo liegen die Schlüsselmarken?

Gold

Ein Blick auf die Charttechnik zeigt, dass die Dynamik auf der Käuferseite nachgelassen hat. Der Relative-Stärke-Index (RSI) deutet auf eine Ermüdung der Bullen hin. Ein weiterer Hinweis auf eine mögliche Korrektur liefert das „Bear-Cross“, das sich anbahnt: Die 21-Tage-Linie könnte bald die 100-Tage-Linie von oben nach unten kreuzen – ein klassisches Verkaufssignal.

Sollte der Goldpreis weiter fallen, wäre der Bereich um die 50-Tage-Linie bei 2.644 US-Dollar die erste wichtige Unterstützung. Ein Unterschreiten könnte das nächste Ziel bei der 21-Tage- und der 100-Tage-Linie bei 2.632 US-Dollar aktivieren. Rutscht der Kurs noch tiefer, könnte das Tief vom 6. Januar bei 2.615 US-Dollar getestet werden, bevor die wichtige Marke von 2.600 US-Dollar ins Spiel kommt.

Auf der Oberseite bleibt der Widerstand bei 2.665 US-Dollar ein Schlüsselbereich. Erst wenn diese Marke nachhaltig überschritten wird, könnten die Bullen wieder durchstarten. Das Hoch vom 13. Dezember bei 2.693 US-Dollar sowie die psychologisch wichtige Marke von 2.700 US-Dollar wären dann die nächsten Ziele.

Der Goldpreis befindet sich aktuell in einer spannenden Phase zwischen wirtschaftlicher Unsicherheit und spekulativen Hoffnungen. Während enttäuschende Daten aus China und die „hawkishe“ Haltung der Fed den Goldmarkt belasten, könnten mögliche Aussagen über Trumps Zollpläne und anstehende Reden der Fed-Mitglieder für Bewegung sorgen. Wer auf eine Fortsetzung der Goldrally setzt, sollte die Marke von 2.665 US-Dollar im Auge behalten – ein Rücksetzer unter 2.600 US-Dollar könnte jedoch weitere Kursverluste nach sich ziehen.

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