Der Euro hat in der vergangenen Woche gegenüber dem US-Dollar an Stärke gewonnen und konnte am Freitag kurzzeitig die wichtige Marke von 1,0500 überschreiten. Damit erreichte das Währungspaar ein Fünf-Wochen-Hoch. Doch wie nachhaltig ist dieser Anstieg wirklich?

Ein wesentlicher Treiber der Euro-Stärke ist die anhaltende Schwäche des US-Dollars. Der US-Dollar-Index (DXY) fiel bis in den Bereich von 107,30 – ein Niveau, das exakt auf die 55-Tage-Durchschnittslinie trifft. Diese Schwäche des Greenbacks kommt nicht von ungefähr: Während sich die Anleiherenditen in den USA und Deutschland erholen, belastet eine Kombination aus unklaren wirtschaftlichen Aussichten und anhaltenden Spekulationen rund um mögliche neue Handelstarife unter Donald Trump den Dollar zusätzlich. Risikoaffine Anleger setzen zunehmend auf andere Währungen und lassen den Dollar links liegen.

Zentralbanken bleiben das Zünglein an der Waage

In der kommenden Woche dürfte die Geldpolitik erneut die Richtung am Devisenmarkt vorgeben. In den USA sorgte der starke Arbeitsmarktbericht für Dezember zunächst für Optimismus, dass die Federal Reserve (Fed) die Wirtschaft weiterhin stabil halten kann. Doch Inflation bleibt ein hartnäckiges Thema. Mit aktuellen Werten oberhalb des 2%-Ziels der Notenbank rückt eine deutliche Zinssenkung in weite Ferne. Statt der früher erwarteten umfangreichen Lockerung gehen Marktbeobachter nun davon aus, dass die Fed die Zinsen 2025 lediglich um 25 bis 50 Basispunkte senken könnte.

Im Fokus steht das kommende Fed-Meeting am 28. und 29. Januar. Eine Zinssenkung wird mittlerweile kaum noch erwartet. Fed-Chef Jerome Powell steht vor der Herausforderung, die Inflation unter Kontrolle zu halten, ohne das Wirtschaftswachstum zu gefährden. Besonders die jüngsten Anzeichen einer Abkühlung am Arbeitsmarkt könnten Powell dazu veranlassen, seine Rhetorik anzupassen.

In Europa hingegen stehen die Zeichen auf Lockerung. Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte bereits in der kommenden Woche die Zinsen senken. Präsidentin Christine Lagarde betonte zuletzt die Notwendigkeit eines vorsichtigen, schrittweisen Ansatzes, um das Gleichgewicht zwischen Wachstum und Inflation zu halten. Dennoch besteht das Risiko, dass eine zu aggressive Zinssenkung die Inflation unter das gewünschte Niveau drücken oder die Stabilität des Euro gefährden könnte.

Trump und die Handelszölle – ein Unsicherheitsfaktor mit Folgen

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bleibt die handelspolitische Agenda von Donald Trump. Der ehemalige Präsident hat mögliche neue Handelszölle ins Spiel gebracht – ein Szenario, das für neue Unruhe an den Finanzmärkten sorgen könnte. Sollten diese Zölle tatsächlich umgesetzt werden, könnte dies die US-Inflation weiter anheizen. In diesem Fall wäre die Fed gezwungen, ihre Geldpolitik restriktiv zu halten, was den Dollar erneut stärken und den Euro unter Druck setzen würde. Ein Rückgang des EUR/USD auf Parität wäre in diesem Szenario nicht auszuschließen.

Technischer Blick auf EUR/USD: Was sagen die Charts?

Mit dem jüngsten Anstieg konnte sich der Euro deutlich von den jüngsten Tiefs nahe 1,0180 lösen. Dennoch bleibt die Lage fragil. Wichtige Unterstützungszonen liegen weiterhin bei 1,0176, dem Jahrestief vom 13. Januar, sowie bei der psychologisch wichtigen 1,0000-Marke. Auf der Oberseite wird es spannend bei 1,0514 – dem bisherigen Jahreshoch von 2025. Ein nachhaltiger Ausbruch über diese Marke könnte den Weg in Richtung des Dezember-Hochs bei 1,0629 ebnen.

Trotz der kurzfristigen Erholung bleibt das übergeordnete Bild bearish, solange EUR/USD unter der 200-Tage-Linie bei 1,0771 bleibt. Die technischen Indikatoren liefern aktuell gemischte Signale. Während der Relative-Stärke-Index (RSI) über die 60er-Marke geklettert ist und weiteres Erholungspotenzial signalisiert, deutet der Average Directional Index (ADX) mit einem Wert von 27 auf eine nachlassende Trendstärke hin.

Die Herausforderungen bleiben bestehen

Der Euro steht weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Ein starker US-Dollar, divergierende geldpolitische Entwicklungen zwischen Fed und EZB sowie schwächelnde Wirtschaftsdaten aus der Eurozone erschweren einen nachhaltigen Aufwärtstrend. Vor allem die Sorgen um das deutsche Wirtschaftswachstum und politische Unsicherheiten innerhalb der EU könnten den Euro weiter belasten.

Während kurzfristige Erholungen möglich sind, fehlt es an fundamentalen Treibern für einen nachhaltigen Anstieg. Ohne eine deutliche Veränderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder geldpolitische Überraschungen dürfte es schwierig bleiben, das Momentum aufrechtzuerhalten.

EURUSD

Fazit: Vorsicht bleibt geboten

Trotz des jüngsten Aufwärtstrends ist die Lage für den Euro weiterhin angespannt. Kurzfristige Chancen für spekulative Anleger sind durchaus vorhanden, doch für einen langfristigen Anstieg braucht es klare Signale aus der Wirtschaft oder der Geldpolitik. Anleger sollten die kommenden Entscheidungen der Fed und EZB genau im Blick behalten – denn sie könnten darüber entscheiden, ob der Euro seinen Höhenflug fortsetzen kann oder erneut unter Druck gerät.

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