Der DAX hängt weiter in den Seilen. Auch wenn sich der Index gestern von seinen Tagestiefs etwas erholen konnte, der gescheiterte Versuch, die 50-Tage-Linie zu überwinden, wiegt schwer. Damit könnte nun der gut 600 Punkte tiefer liegende Durchschnitt der vergangenen 200 Tage angelaufen werden.
Saisonal gesehen befindet sich der Aktienmarkt jetzt eigentlich in einer guten Phase, im vierten Quartal entstehen die höchsten Kursgewinne des gesamten Jahres. Doch der Optimismus wird in diesem Jahr durch zahlreiche Analystenhäuser getrübt, die ihre Gewinnprognosen für das laufende und auch für das erste Quartal 2025 nach unten korrigieren. In dieses Bild passt, dass die Wirtschaftsweisen ihre Wachstumsprognose für Deutschland für 2025 gesenkt haben.
Wenig ermutigend ist zudem, dass die Maßnahmen Pekings zur Ankurbelung des Wachstums bislang nicht den erhofften Erfolg gebracht haben. Zwar haben chinesische Unternehmen begonnen, ihre Lagerbestände abzubauen, doch dürfte dies noch gut ein halbes Jahr dauern. Bis dahin ist keine große neue Dynamik im deutschen Export nach China zu erwarten. Bleibt zu hoffen, dass der Handelskonflikt mit den USA nicht so schlimm wird, wenn Donald Trump im Januar sein Amt antritt.
Bleibt auch zu hoffen, dass bei den Neuwahlen in Deutschland eine stabile Mehrheit von Parteien zustande kommt, die ähnliche wirtschaftspolitische Vorstellungen haben. Doch das ist den Anlegern derzeit alles zu vage. Sie kehren dem DAX den Rücken, weil das Risiko steigt, dass die Unternehmensgewinne in den kommenden zwei bis drei Quartalen mangels positiver Impulse weniger stark wachsen oder sogar sinken werden.
Auch wenn die gestrige Inflationsstatistik aus den USA noch nicht die künftige Trump-Politik widerspiegelt, nehmen professionelle Anleger Inflationsabsicherungen vor und rechnen mit geringeren Zinssenkungen der Fed. Der Anstieg der Kerninflation aus dem September wurde im Oktober nicht rückgängig gemacht und der Weg zum Inflationsziel der Fed von zwei Prozent könnte holpriger ausfallen als erhofft.
Die Inflation im Bereich Wohnen, die ein Drittel des gesamten Warenkorbs ausmacht, bleibt hartnäckig. Die Senkung dieser Komponente wird für die Fed in den kommenden Monaten im Fokus stehen. Teile des Energiesektors haben sich zuletzt verlangsamt, was für die Verbraucher vor der wichtigen Weihnachtseinkaufssaison erfreulich ist. Mit den Daten könnte die Fed im Dezember eine weitere Zinssenkung in Erwägung ziehen, bevor sie dann eine zweimonatige Pause einlegt.
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