Die enttäuschten Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed dürften die Stimmung an der Börse noch eine ganze Weile belasten. Zudem droht in den USA mal wieder ein Shutdown, der auch die für die Börsen so wichtige Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts und der Inflationsdaten im Oktober verzögern könnte. Seit der Fed-Sitzung am vergangenen Mittwoch sind die Renditen gestiegen, der Ölpreis hat sich behauptet und die Wall Street ist spürbar gefallen. Die Investoren preisen das höhere Risiko für eine harte Landung der US-Wirtschaft in die Kurse ein.
Heute steht in Deutschland der Ifo-Index zur Veröffentlichung an. Die aktuelle wirtschaftliche Situation dürfte von den Befragten noch etwas schlechter beurteilt werden, während der Ausblick auch dank einer wieder an Fahrt aufgenommenen amerikanischen Konjunktur eher etwas besser ausfallen sollte. Unter dem Strich könnte man es auf dem Parkett also positiv auslegen, dass zumindest die Fallgeschwindigkeit in diesem Index etwas nachlässt.
Technisch betrachtet hat der Deutsche Aktienindex am Freitag noch einmal den Sturz von der Klippe vermieden. Die 200-Tage-Linie bei rund 15.500 Punkten gilt derzeit als wichtige Haltelinie. Ein Rutsch darunter käme einer markttechnischen Eskalation gleich. Neue Nervosität und weitere Kursverluste wären nicht auszuschließen. Noch sehen erste Käufer die Linie als günstigen Einstiegspunkt an. Mehr als eine technische Gegenbewegung ist aber aktuell nicht drin. Für eine Bodenbildung müsste jetzt eine überzeugende Kaufwelle über den Markt rollen.
Einen richtigen Antrieb gibt es hierfür zumindest aus China nicht. Der Immobilienentwickler Evergrande stürzt um ein Viertel ab. Erneut gibt es Zahlungsschwierigkeiten. Dem Immobiliensektor droht der Absturz. Die zahlreichen Maßnahmen der Regierung und Zentralbank haben nicht dazu beigetragen, die Nachfrage nach Immobilien in China wiederzubeleben. Die Bürger leiden unter den hohen Kosten der Pandemie, während sie eher dazu tendieren, wieder aufs Land zu ziehen, anstatt in die Städte zu gehen.
Auch die deutsche Immobilienbranche steht unter Druck. Die Zinsen sind so dynamisch gestiegen, dass einige Menschen erst jetzt bemerken, wie stark es den Wert ihrer Immobilie negativ beeinflusst hat. Einen Käufer zu finden, ist in Großstädten selbst bei Zugeständnissen von zehn bis 15 Prozent gegenüber den Höchstpreisen des Jahres 2022 keine Garantie mehr. Die Preise fallen, die Käufer sind in einen Streik eingetreten, weil der Marktzugang durch die nun teuren Hypothekenkredite versperrt wurde. Sie rechnen eher damit, in drei bis sechs Monaten noch günstigere Preise zu bekommen. Wer in dieses Umfeld hinein mit dynamisch steigenden Baukosten Projekte umsetzt, könnte also am Ende ein Minusgeschäft machen oder unverkäufliche Bauten in seinem Buch führen.
Der Regierung sind bei der Unterstützung des Bausektors in Deutschland jedoch ein wenig die Hände gebunden. Unterstützende Maßnahmen für die Baubranche dürfen nicht die Ziele der Europäischen Zentralbank untergraben, die die Inflation auch durch eine Abkühlung des Immobiliensektors versucht, wieder auf zwei Prozent zu bewegen.
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